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Ich muss nicht die ganze Omelette essen um zu glauben, dass ein Ei schlecht ist

Die Chancen eines Buches, von mir bis zur letzten Seite gelesen zu werden, sind sehr gering. Die meisten schaffen es nicht über 20 Seiten.

Das kommt daher:
Lesen ist ein Bestandteil meines Einschlaf-Rituales (2 Kinder sind genug). Ich lese nächtlich ca. 10 bis 20 Min. in Büchern und Schriften.
Dieses Lesen hat vor allem die Funktion: "Bereitmachen zum Einschlafen".
Also ist das DASS ich lese wichtiger, als das WAS ich lese.

Das trifft sich gut, denn ich kaufe kaum Bücher in Buchhandlungen; vielmehr laufen mir die Bücher über den Weg. An Schul-Basaren, Kiosken, dem Ständer auf der TV-Passarelle, Occasionen bei ExLibris, Geschenke oder liegengelassene auf Tramsitzen.

Ich unterscheide 3 Kategorien von Büchern:

1. Die AusschussBücher
Kein Buch fliegt bei mir unangelesen in den Papierkorb - da bin ich sauber und viel zu geizig. Deshalb sind die Ausschussbücher die grösste Gruppe.
Meist interessiert mich das Thema nicht, oft ist das Buch auch einfach blöd. Die 20 gelesenen Seiten rechtfertigen sich nur durch Neugier und durch die Faszination, dass sowas überhaupt gebunden herauskommt.
Folgende AusschussBücher kommen mir momentan in den Sinn:
Elisabeth Kopps Jammerbriefe, L. Ron Hubbards Anleitung wie man gegen Radioaktivität immun wird, "Astrologische Einflüsse bei der Wasser-Geburt", "Die Ardennen-Schlacht" (der Treibstoffmangel war schuld!), 100 Lustige Spiele für Partys, usw.
Bei diesen Büchern lese ich den Anfang, etwas aus der Mitte und eine der letzten Seiten, dann entsorge ich sie nach dem Motto: Ich muss nicht die ganze Omelette essen, um zu glauben, dass ein Ei schlecht ist.

2. Die 'Normalos'
Bücher, die ich zwar grundsätzlich zu Ende lese, es dabei aber nicht eilig habe.
Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Jean Ziegler, Eugen Drewermann, Georg Kreisler, die Beobachter-Ratgeber und das GuinessBuch der Rekorde - und vor allem Frauenbücher.
Mir rutschen überproportional viele Frauenbücher in die Finger. Vielleicht weil ich eine Frau, zwei Töchter, eine Hündin, 3 Kätzinnen und 2 Meersäulinnen habe - Halt! Stimmt nicht. Ich lese schon seit über 20 Jahren die aktuellen Frauenbücher. (Kam übrigens gut an - bei den Girls...)

Für Frauenbücher benutze ich 2 Lese-Gefässe (Schubladen).
1. Die alten Frauenbücher. Aufbruch, Emanzipation. Als alt-68-er, Zeit- und Kampf-Gefährte von Alice Schwarzer liegt das bei mir auf der Hand.

Das Frau sein ist wichtiger als die Sache! (Das Schreiben als Frau im Fühlen wider die Herrschaft der Männer und so) Diese Texte haben sich seit Jahren nicht weiterentwickelt und werden immer wieder neu abgeschrieben.
Da ist mal die Schiene:“Tod eines Märchenprinzen“, „Die heilige Ordnung der Männer“ und leider auch einiges von Milena Moser, die ich sehr schätze - wenn sie nur andere Geschichten erzählen würde oder ein Mann wäre...

2. Die neuen Frauen-Bücher.
Von Fauen geschriebene sächliche Geschichten (Bsp: "Die Frau in den Dünen", "Die Mauer" oder "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann", wenn das nur etwas straffer geschrieben wäre..!

Meine Arbeit in der Promo besteht in erster Linie aus: "Kürzen"! Unnötige Exkurse machen mich wahnsinnig. - Stop, schon wieder falsch: Die Promo ist nicht Schuld. Denn bereits im zarten Karl May-Alter haben mich diese seitenlangen Beschreibungen von "Sonnenuntergängen über bizarren Landschaften" genervt. (Ist doch wahr!: Ob jetzt der Himmel rostbraun oder rostgold ist, ist doch völlig Wurscht, wenn die Banditen flussabwärts reiten und 3 Stunden Vorsprung haben...)

3. Die Highlights
Bücher, die ich aufbewahre und tatsächlich gelegentlich wieder aufschlage.
Vielleicht 3 bis 4 mal im Jahr erwische ich ein Buch, das mich packt, und ich fange nachts um 2.00 Uhr das Spiel an: "Jetzt nur noch ein Kapitel...!"

Dazu gehören natürlich das Parfüm und fast alle Bücher von Franz Hohler. Ich fahre vor allem auf sein 'brüchiges' Erzählen ab. Auch Hüsch verwendet dieses 'immer wieder brechen und verschieben von Gedanken'.
Ecken und Kanten sind geil. Schade, dass sie beim Fernsehen verpönt sind.

Dann "Die Mattscheibe" von Charles Lewinsky. (Das Buch sollte Pflicht für TV-Mitarbeiter werden). Eine lustvoll boshafte Satire um die TV-Unterhaltung. Auch seine andern Bücher gefallen mir gut, aber am besten die "Mattscheibe".
Oder "Lasartesse", (Erinnerungen eines vielfachen Catch-Weltmeisters). Wer wissen will, wie man eine Show richtig aufbaut, sollte sich bei Wrestlern informieren.

Dann: mein absolutes Lieblingsbuch: "Das Untier" von Ulrich Horstmann.
Doch weil mir Rob Neuhaus, Redaktor des "live", keine Sonderausgabe zugestehen will, kann ich das Buch nicht beschreiben, sondern nur die Überschrift zitieren: Diese heisst: "Der Philosophie spotten, heisst wahrhaft philosophieren".

PS
Gegenprobe:
Wenn mir dieser Artikel nachts in die Hände käme, würde ich ihn wahrscheinlich bis zu der Stelle lesen, an der der Titel mit der Omelette im Text vorkommt. Nicht, weil mich ein Pamphlet wider die Literatur interessierte, sondern um zu prüfen, ob wenigstens der Plot richtig gesetzt ist...

Guten Tag.